Postbiotika und psychische Gesundheit: Neue Wege über bakterielle Metabolite

Lange Zeit standen vor allem Probiotika im Mittelpunkt der Forschung zur Darmgesundheit. Doch mit dem wachsenden Interesse an der Mikrobiom-Hirn-Achse rücken nun auch sogenannte Postbiotika in den Fokus: bakterielle Stoffwechselprodukte, die direkt auf das Nervensystem wirken und das emotionale Gleichgewicht beeinflussen können (Aguilar-Toalá et al., 2018).

Was sind Postbiotika?

Postbiotika sind bioaktive Substanzen, die von probiotischen Mikroorganismen im Darm oder in fermentierten Lebensmitteln produziert werden. Dazu gehören:

kurzkettige Fettsäuren (z. B. Butyrat, Acetat)

bakterielle Enzyme

Zellwandbestandteile

Peptide und Vitamine. Diese Stoffe beeinflussen sowohl lokale Entzündungsvorgänge im Darm als auch systemische Prozesse im Körper, insbesondere im Gehirn (Roberfroid et al., 2010).

Postbiotika und das zentrale Nervensystem

Butyrat wirkt anti-inflammatorisch und neuroprotektiv, indem es die Blut-Hirn-Schranke stabilisiert und entzündliche Prozesse im Gehirn reduziert (Burokas et al., 2017).

Acetat beeinflusst die Aktivierung des Vagusnervs und moduliert so Stressantworten (Silva et al., 2020).

Tryptophan-Metabolite, die von Darmbakterien gebildet werden, dienen als Vorstufen für Serotonin und beeinflussen die Stimmung (Clarke et al., 2013).

Studienlage

  • Tiermodelle zeigen, dass Postbiotika wie Butyrat depressive Symptome lindern können (Burokas et al., 2017).

  • Menschen mit Angststörungen weisen oft eine verringerte Konzentration neuroaktiver Metabolite im Stuhl auf (Jiang et al., 2015).

  • Erste klinische Studien deuten darauf hin, dass fermentierte Nahrungsmittel – reich an Postbiotika – das emotionale Wohlbefinden verbessern (Taylor et al., 2020).

Praxisbezug

Eine ballaststoffreiche Ernährung fördert die Bildung kurzkettiger Fettsäuren.

Fermentierte Lebensmittel wie Kefir, Miso oder Kimchi enthalten natürlich gebildete Postbiotika.

Gezielte Probiotikagabe, z. B. mit Produkten wie puragut, kann die endogene Bildung von Postbiotika unterstützen.

Fazit

Postbiotika könnten zukünftig eine bedeutende Rolle in der Behandlung psychischer Beschwerden einnehmen. Als neue Generation mikrobieller Wirkstoffe bieten sie eine Möglichkeit, die Darm-Hirn-Achse gezielt zu beeinflussen – ganz ohne lebende Bakterien. Ein gesunder Lebensstil und eine angepasste Ernährung können dabei helfen, diese wertvollen Stoffe im Körper zu fördern.

Rechtlicher Hinweis

Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und ersetzt keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Bei Beschwerden oder gesundheitlichen Fragen sollte stets eine medizinische Fachperson konsultiert werden. Für eventuelle Nachteile, die aus der Selbstanwendung der hier gegebenen Informationen entstehen, wird keine Haftung übernommen.

Quellen

Aguilar-Toalá, J. E., et al. (2018). Postbiotics: An evolving term within the functional foods field. Trends in Food Science & Technology, 75, 105–114.

Roberfroid, M., et al. (2010). Prebiotic effects: metabolic and health benefits. British Journal of Nutrition, 104(S2), S1–S63.

Burokas, A., et al. (2017). Targeting the microbiota-gut-brain axis: Prebiotics have anxiolytic and antidepressant-like effects and reverse the impact of chronic stress in mice. Biological Psychiatry, 82(7), 472–487.

Silva, Y. P., et al. (2020). Microbiota and gut-brain communication in neurological disorders. Current Opinion in Pharmacology, 50, 82–93.

Clarke, G., et al. (2013). The microbiome-gut-brain axis during early life regulates the hippocampal serotonergic system in a sex-dependent manner. Molecular Psychiatry, 18(6), 666–673.

Jiang, H., et al. (2015). Altered gut microbiota profile in patients with generalized anxiety disorder. Journal of Psychiatric Research, 63, 1–7.

Taylor, A. M., et al. (2020). Fermented foods, the gut and mental health: a mechanistic overview. Trends in Food Science & Technology, 103, 105–117.