ADHS und Mikrobiom: Gibt es eine Verbindung?

Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine der häufigsten neuroentwicklungsbedingten Störungen im Kindes- und Jugendalter. Neben genetischen und neurologischen Faktoren wird zunehmend ein anderer Einflussfaktor untersucht: das Darmmikrobiom. Neue Studien deuten darauf hin, dass die Zusammensetzung der Darmflora möglicherweise mit dem Auftreten und der Ausprägung von ADHS-Symptomen zusammenhängt.

Was ist ADHS?
ADHS äußert sich durch Symptome wie Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität. Die Ursachen gelten als multifaktoriell – ein Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung, Umwelteinflüssen und neurobiologischen Veränderungen. In den letzten Jahren wird auch die Rolle des Darms immer intensiver erforscht.

Die Darm-Hirn-Achse
Der Darm und das Gehirn stehen in enger Verbindung. Über die sogenannte Darm-Hirn-Achse kommunizieren sie ständig miteinander – über Nervenbahnen, das Immunsystem und hormonähnliche Botenstoffe. Diese Kommunikation beginnt bereits in der frühen Kindheit und beeinflusst emotionale Reaktionen, Stressverarbeitung und kognitive Prozesse.

Was sagt die Forschung?
Studien zeigen, dass Kinder mit ADHS oft eine veränderte Zusammensetzung der Darmbakterien aufweisen:

Eine geringere mikrobielle Vielfalt

Weniger entzündungshemmende Bakterien wie Faecalibacterium prausnitzii

Reduzierte Mengen an gesundheitsfördernden Bifidobacterium-Arten

Diese Veränderungen könnten über entzündliche Prozesse oder veränderte Stoffwechselwege Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem und das Verhalten haben.

Kann das Mikrobiom beeinflusst werden?
Erste Ansätze zielen darauf ab, das Darmmikrobiom gezielt zu stabilisieren – ergänzend zu bewährten Therapieformen. Dazu zählen:

Eine ballaststoffreiche, pflanzenbetonte Ernährung

Der maßvolle Einsatz von Probiotika mit nachgewiesener Wirkung

Fermentierte Lebensmittel wie Joghurt oder milchsauer eingelegtes Gemüse

Die Vermeidung unnötiger Antibiotikagaben im Kindesalter

Diese Maßnahmen können helfen, die Vielfalt der Darmflora zu fördern und das Gleichgewicht im Mikrobiom zu stabilisieren.

Fazit
Die Forschung steckt zwar noch in den Anfängen, doch der Zusammenhang zwischen ADHS und Darmmikrobiom ist vielversprechend. Eine gesunde Darmflora könnte ein unterstützender Baustein sein – insbesondere in der frühen Kindheit, wenn das Mikrobiom noch formbar ist. Es lohnt sich, diesem Aspekt im Rahmen eines ganzheitlichen Ansatzes mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Rechtlicher Hinweis
Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und ersetzt keine medizinische Beratung. Bei gesundheitlichen Fragen oder dem Verdacht auf ADHS sollte stets ärztlicher Rat eingeholt werden.

Quellen
Wang, L. J., et al. (2020). Gut microbiota and ADHD: a comprehensive review. Nutrients, 12(11), 3360

Aarts, E., et al. (2017). Gut microbiome in ADHD and autism: a new frontier in neurodevelopmental research. Current Opinion in Behavioral Sciences, 22, 92–97

Cenit, M. C., et al. (2017). The role of the gut microbiota in neurodevelopmental disorders. Current Pharmaceutical Design, 23(43), 6291–6298