Allergien

Bifidobakterien bei Babys – Warum sie eine Schlüsselrolle im Mikrobiom spielen

Die ersten Lebensmonate sind entscheidend für die Ausbildung einer gesunden Darmflora. Im Zentrum dieser Entwicklung stehen Bifidobacterium-Arten, die das Mikrobiom des Säuglings dominieren. Ihre Präsenz ist eng mit dem Aufbau eines stabilen Immunsystems, der Toleranzentwicklung gegenüber Umweltreizen und dem Schutz vor pathogenen Keimen verknüpft.

Besiedlung nach der Geburt

Die Zusammensetzung des kindlichen Mikrobioms wird wesentlich durch den Geburtsmodus beeinflusst. Vaginal geborene Kinder übernehmen hauptsächlich Bakterien aus der vaginalen und fäkalen Flora der Mutter, darunter Bifidobacterium longum und B. breve. Bei Kaiserschnittgeburten ist der Anteil dieser Stämme meist deutlich reduziert.

Einfluss der Muttermilch

Muttermilch spielt eine zentrale Rolle in der Förderung von Bifidobakterien. Sie enthält neben lebenden Bakterien auch human milk oligosaccharides, die gezielt das Wachstum bifidogener Spezies wie B. infantis stimulieren. Studien zeigen, dass voll gestillte Kinder ein Mikrobiom mit bis zu 90 Prozent Bifidobakterien aufweisen.

Immunologische Bedeutung

Bifidobakterien tragen zur Entwicklung des Immunsystems bei, indem sie die Differenzierung regulatorischer T-Zellen fördern, die Permeabilität der Darmbarriere reduzieren, proinflammatorische Zytokine hemmen und antiinflammatorische Marker wie IL-10 stimulieren.

Schutz vor Allergien und Infektionen

Ein Mangel an Bifidobacterium im Frühkindalter wird mit einem erhöhten Risiko für allergische Erkrankungen, atopische Dermatitis, Asthma sowie Infektionen assoziiert.

Probiotische Interventionen bei Babys

Der gezielte Einsatz von Probiotika mit B. breve, B. longum oder B. infantis hat in Studien das Auftreten von Koliken reduziert, die Impfantwort verbessert und Entzündungsmarker bei Risikokindern gesenkt.

Fazit

Bifidobakterien spielen in den ersten Lebensmonaten eine überragende Rolle für den Aufbau eines gesunden Mikrobioms. Sie unterstützen immunologische Reifungsprozesse, wirken entzündungshemmend und können schützend vor Späterkrankungen wirken. Die natürliche Förderung durch Stillen und gegebenenfalls gezielte probiotische Interventionen stellen dabei effektive Strategien zur langfristigen Gesundheitsförderung dar.

Quellen

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