Bifidobakterien bei Babys – Warum sie eine Schlüsselrolle im Mikrobiom spielen

Die ersten Lebensmonate sind entscheidend für die Ausbildung einer gesunden Darmflora. Im Zentrum dieser Entwicklung stehen Bifidobacterium-Arten, die das Mikrobiom des Säuglings dominieren. Ihre Präsenz ist eng mit dem Aufbau eines stabilen Immunsystems, der Toleranzentwicklung gegenüber Umweltreizen und dem Schutz vor pathogenen Keimen verknüpft.

Besiedlung nach der Geburt Die Zusammensetzung des kindlichen Mikrobioms wird wesentlich durch den Geburtsmodus beeinflusst. Vaginal geborene Kinder übernehmen hauptsächlich Bakterien aus der vaginalen und fäkalen Flora der Mutter, darunter Bifidobacterium longum und B. breve. Bei Kaiserschnittgeburten ist der Anteil dieser Stämme meist deutlich reduziert (Dominguez-Bello et al., 2010).

Einfluss der Muttermilch Muttermilch spielt eine zentrale Rolle in der Förderung von Bifidobakterien. Sie enthält neben lebenden Bakterien auch human milk oligosaccharides (HMOs), die gezielt das Wachstum bifidogener Spezies wie B. infantis stimulieren (Zivkovic et al., 2011). Studien zeigen, dass voll gestillte Kinder ein Mikrobiom mit bis zu 90% Bifidobakterien aufweisen (Tannock et al., 2013).

Immunologische Bedeutung Bifidobakterien tragen zur Entwicklung des Immunsystems bei, indem sie:

die Differenzierung regulatorischer T-Zellen fördern,

die Permeabilität der Darmbarriere reduzieren,

proinflammatorische Zytokine hemmen (z. B. TNF-α, IL-6)

und antiinflammatorische Marker wie IL-10 stimulieren (Furusawa et al., 2013).

Schutz vor Allergien und Infektionen Ein Mangel an Bifidobacterium im Frühkindalter wird mit einem erhöhten Risiko für allergische Erkrankungen, atopische Dermatitis, Asthma sowie Infektionen assoziiert (Kuitunen et al., 2009; West et al., 2009).

Probiotische Interventionen bei Babys Der gezielte Einsatz von Probiotika mit B. breve, B. longum oder B. infantis hat in Studien:

das Auftreten von Koliken reduziert,

die Impfantwort verbessert,

und Entzündungsmarker bei Risikokindern gesenkt (Arrieta et al., 2015; Szajewska et al., 2016).

Fazit Bifidobakterien spielen in den ersten Lebensmonaten eine überragende Rolle für den Aufbau eines gesunden Mikrobioms. Sie unterstützen immunologische Reifungsprozesse, wirken entzündungshemmend und können schützend vor Späterkrankungen wirken. Die natürliche Förderung durch Stillen und ggf. gezielte probiotische Interventionen stellen dabei effektive Strategien zur langfristigen Gesundheitsförderung dar.

Quellen

Dominguez-Bello, M. G., et al. (2010). Delivery mode shapes the acquisition and structure of the initial microbiota across multiple body habitats in newborns. PNAS, 107(26), 11971–11975.

Zivkovic, A. M., et al. (2011). Human milk glycobiome and its impact on the infant gastrointestinal microbiota. PNAS, 108(Suppl 1), 4653–4658.

Tannock, G. W., et al. (2013). Comparison of the compositions of the stool microbiotas of infants fed goat milk formula, cow milk-based formula, or breast milk. Applied and Environmental Microbiology, 79(9), 3040–3048.

Furusawa, Y., et al. (2013). Commensal microbe-derived butyrate induces the differentiation of colonic regulatory T cells. Nature, 504(7480), 446–450.

Kuitunen, M., et al. (2009). Probiotics prevent IgE-associated allergy until age 5 years in cesarean-delivered children but not in the total cohort. Journal of Allergy and Clinical Immunology, 123(2), 335–341.

West, N. P., et al. (2009). Probiotic supplementation for respiratory and gastrointestinal illness symptoms in healthy physically active individuals. Clinical Nutrition, 28(6), 682–687.

Arrieta, M. C., et al. (2015). Early infancy microbial and metabolic alterations affect risk of childhood asthma. Science Translational Medicine, 7(307), 307ra152.

Szajewska, H., et al. (2016). Probiotics for the prevention of antibiotic-associated diarrhea in children. Journal of Pediatric Gastroenterology and Nutrition, 62(3), 495–506.