Laktobazillen (Lactobacillus) und Bifidobakterien (Bifidobacterium) zählen zu den wichtigsten Gruppen probiotischer Mikroorganismen im menschlichen Darm. Obwohl sie oft gemeinsam in Nahrungsergänzungsmitteln vorkommen, unterscheiden sie sich in vielerlei Hinsicht – von ihrem Lebensraum bis hin zu ihrer Funktion. Dieser Artikel zeigt, warum beide Gattungen bedeutend sind und wie sie sich im Organismus ergänzen.
Strukturelle und funktionelle Unterschiede
Laktobazillen sind grampositive, fakultativ anaerobe Stäbchenbakterien, die Milchsäure durch Fermentation von Zucker produzieren. Sie besiedeln bevorzugt den Dünndarm und Teile des oberen Magen-Darm-Trakts. Dort regulieren sie das Säuremilieu, hemmen pathogene Keime und unterstützen die Verdauung.
Bifidobakterien sind anaerobe, verzweigt-stäbchenförmige Bakterien, die hauptsächlich im Dickdarm vorkommen. Sie fermentieren unverdauliche Kohlenhydrate (Ballaststoffe) zu kurzkettigen Fettsäuren (SCFAs) wie Acetat, welche die Darmbarriere stärken und entzündungshemmend wirken.
Unterschiede im Lebensraum
Lactobacillus-Stämme wie L. rhamnosus oder L. plantarum dominieren den Dünndarm.
Bifidobacterium-Stämme wie B. longum oder B. breve sind typische Bewohner des Dickdarms, insbesondere im Säuglingsalter durch den Einfluss von Muttermilch.
Wirkung auf die Gesundheit
Laktobazillen unterstützen die Laktoseverwertung, schützen vor Darminfektionen und regulieren immunologische Prozesse über Zytokin-Modulation.
Bifidobakterien stärken die Darmbarriere, wirken antioxidativ, unterstützen die Reifung des Immunsystems und produzieren Vitamine (z. B. Biotin, Folat).
Synergieeffekte Die Kombination beider Gattungen in einem Nahrungsergänzungsmittel kann synergistisch wirken. Während Laktobazillen schneller reagieren und präventiv wirken, sind Bifidobakterien stabilisierend und langfristig aktiv. Studien zeigen, dass die Kombination zu einer erhöhten Diversität des Mikrobioms sowie zu besseren Ergebnissen bei Reizdarm, Allergien und Infekten führen kann (Hill et al., 2014).
Fazit Laktobazillen und Bifidobakterien erfüllen unterschiedliche, aber komplementäre Rollen im menschlichen Darm. Ihre gezielte Zufuhr – einzeln oder in Kombination – kann das Gleichgewicht der Darmflora stärken, das Immunsystem regulieren und das allgemeine Wohlbefinden fördern.
Quellen
Hill, C., et al. (2014). The International Scientific Association for Probiotics and Prebiotics consensus statement on the scope and appropriate use of the term probiotic. Nature Reviews Gastroenterology & Hepatology, 11(8), 506–514.
Derrien, M., & van Hylckama Vlieg, J. E. (2015). Fate, activity, and impact of ingested bacteria within the human gut microbiota. Trends in Microbiology, 23(6), 354-366.
O'Callaghan, A., & van Sinderen, D. (2016). Bifidobacteria and their role as members of the human gut microbiota. Frontiers in Microbiology, 7, 925.