Plötzlicher Durchfall nach dem Essen, Blähungen und Fettstühle – und das oft ohne erkennbare Ursache? Hinter diesen Symptomen kann das Gallensäureverlustsyndrom stecken, eine häufig übersehene, aber behandelbare Verdauungsstörung. Besonders nach einer Gallenblasenentfernung oder bei chronischen Darmerkrankungen kann die Verwertung der Gallensäuren aus dem Gleichgewicht geraten.
Gallensäuren werden in der Leber gebildet und über die Gallenblase in den Dünndarm abgegeben, um Fette zu emulgieren und die Aufnahme fettlöslicher Vitamine zu ermöglichen. Über 95 % der Gallensäuren werden im terminalen Ileum rückresorbiert und wiederverwendet. Ist dieser Kreislauf gestört, gelangen zu viele Gallensäuren in den Dickdarm, reizen die Schleimhaut und beschleunigen die Darmbewegung – die Folge sind Durchfall und Verdauungsbeschwerden (Camilleri, 2014).
Das Gallensäureverlustsyndrom beschreibt eine verminderte Rückresorption von Gallensäuren, meist im letzten Dünndarmabschnitt. Ursächlich können eine Gallenblasenentfernung, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder funktionelle Störungen wie das Reizdarmsyndrom sein (Hofmann, 1999).
Typische Symptome sind plötzlicher, fettiger Durchfall, Blähungen, Fettstühle, Völlegefühl und Nährstoffmängel. Studien zeigen, dass etwa 25–50 % der Patienten mit chronischem Durchfall tatsächlich an einer Gallensäuremalabsorption leiden, ohne dass diese richtig diagnostiziert wird (Camilleri, 2014).
Diagnostiziert wird das Syndrom idealerweise über den SeHCAT-Test, alternativ durch Gallensäure-Analysen oder klinische Diagnostik bei typischer Symptomatik (Wedlake et al., 2009).
Zur Behandlung kommen gallensäurebindende Medikamente wie Colestyramin oder Colesevelam zum Einsatz, die überschüssige Gallensäuren im Darm binden. Ergänzend hilft eine fettarme Ernährung, die Beschwerden zu lindern. Auch eine gezielte Pflege der Darmflora ist wichtig, denn Gallensäuren können das Mikrobiom irritieren und die Darmbarriere schwächen. Präbiotische Ballaststoffe wie Akazienfaser sowie stabile probiotische Stämme wie Lactobacillus plantarum und Bifidobacterium breve, enthalten etwa in puragut, können helfen, die Schleimhaut zu beruhigen und Entzündungen zu reduzieren (Ridlon et al., 2016).
Fazit: Das Gallensäureverlustsyndrom ist ein oft übersehener, aber gut behandelbarer Auslöser chronischer Verdauungsprobleme. Wer Symptome wie Durchfall nach fettreichem Essen bemerkt, sollte gezielt nach der Ursache suchen. Mit einer Kombination aus gallensäurebindenden Präparaten, angepasster Ernährung, Mikrobiompflege und Schleimhautschutz lässt sich die Lebensqualität deutlich verbessern.
Rechtlicher Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und ersetzt keine medizinische Beratung. Bei anhaltenden Beschwerden sollte eine ärztliche oder ernährungsmedizinische Fachperson konsultiert werden.
Quellen
Camilleri, M. (2014). Bile acid diarrhea: prevalence, pathogenesis, and therapy. Gut and Liver, 8(5), 471–477
Hofmann, A. F. (1999). The continuing importance of bile acids in liver and intestinal disease. Archives of Internal Medicine, 159(22), 2647–2658
Ridlon, J. M., Kang, D. J., & Hylemon, P. B. (2016). Bile salt biotransformations by human intestinal bacteria. Journal of Lipid Research, 47(2), 241–259
Wedlake, L., et al. (2009). Systematic review: the prevalence of bile acid malabsorption as diagnosed by SeHCAT scanning in patients with diarrhoea-predominant irritable bowel syndrome. Alimentary Pharmacology & Therapeutics, 30(7), 707–717