Darmbakterien

Lactobacillus salivarius – ein unterschätzter Helfer für Darm, Mund und Immunsystem

Lactobacillus salivarius ist ein vielseitiger mikrobieller Mitbewohner, der nicht nur im Darm, sondern auch in der Mundhöhle, der Speiseröhre und der Vaginalflora des Menschen vorkommt. Der probiotische Stamm gehört zu den wenigen Bakterienarten, die sowohl antimikrobiell wirken als auch entzündungshemmende Eigenschaften entfalten und dabei das Immunsystem modulieren können. Seine besondere Verträglichkeit und sein breites Wirkspektrum machen ihn zu einem Bestandteil moderner probiotischer Formulierungen, sofern die Kombination sinnvoll abgestimmt ist.

Was Lactobacillus salivarius auszeichnet

Der Stamm wurde ursprünglich im menschlichen Speichel entdeckt – daher auch sein Name. Er gehört zur Familie der Lactobacillaceae und produziert unter anderem Milchsäure und sogenannte Bakteriozine, also Eiweißstoffe mit gezielter Wirkung gegen unerwünschte Mikroorganismen wie Clostridien, Salmonellen oder E. coli. Im Vergleich zu anderen Milchsäurebakterien ist L. salivarius besonders widerstandsfähig gegenüber Magensäure und Gallensalzen und kann sich daher auch im unteren Verdauungstrakt erfolgreich ansiedeln.

Gezielte Wirkung gegen unerwünschte Keime

Ein zentrales Merkmal von L. salivarius ist seine Fähigkeit, pathogene Keime gezielt zu hemmen. Die von ihm produzierten Bakteriozine wirken wie natürliche Antibiotika – allerdings ohne die negativen Begleiterscheinungen einer medikamentösen Behandlung. Studien belegen, dass L. salivarius in der Lage ist, das Gleichgewicht im Mikrobiom zu fördern, indem er schädliche Bakterien unterdrückt und das Milieu für nützliche Arten stabil hält.

Positive Effekte bei Reizdarm und entzündlichen Beschwerden

Insbesondere beim Reizdarmsyndrom wurde die Wirksamkeit des Stamms mehrfach untersucht. In einer Studie mit Betroffenen zeigte sich, dass sich die Lebensqualität durch die Einnahme von L. salivarius UCC118 deutlich verbessern ließ. Beschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen und Völlegefühl nahmen ab. Die positiven Effekte dürften auf die hemmende Wirkung auf entzündungsfördernde Botenstoffe wie TNF-α zurückzuführen sein – ein Mechanismus, der auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen von Bedeutung sein könnte.

Unterstützung der Mundgesundheit

Auch im Mundraum entfaltet L. salivarius schützende Eigenschaften. Untersuchungen weisen darauf hin, dass der Stamm das Wachstum kariogener Bakterien hemmen und so die Bildung von Plaque reduzieren kann. Gleichzeitig trägt er zur Stabilisierung der Mundflora bei, was sich positiv auf das Risiko für Zahnfleischentzündungen oder Parodontitis auswirkt. Diese Mehrfachwirkung macht L. salivarius zu einem interessanten Kandidaten für Anwendungen in der oralen Gesundheitsprävention.

Stärkung des Immunsystems und möglicher Allergieschutz

Die immunmodulatorische Wirkung von L. salivarius zeigt sich unter anderem in seiner Fähigkeit, die Aktivität regulatorischer T-Zellen zu fördern und entzündungshemmende Zytokine zu aktivieren. In tierexperimentellen Studien konnte zudem nachgewiesen werden, dass der Stamm allergische Reaktionen abschwächen kann – etwa auf Pollen oder Hausstaubmilben. Auch bei Kindern mit einer Neigung zu atopischen Erkrankungen gibt es erste Hinweise auf eine lindernde Wirkung.

Wenn sinnvoll kombiniert: Einsatz in modernen Produkten

In hochwertigen probiotischen Präparaten wird L. salivarius gezielt mit anderen aktiven Stämmen kombiniert, um ein möglichst breites Wirkspektrum zu erzielen. In solchen Formulierungen trägt er zur Unterstützung der Schleimhautbarriere, zur Stabilisierung des Mikrobioms und zur Immunbalance bei – vorausgesetzt, die Bakterienkulturen überstehen die Magenpassage und werden durch geeignete Trägersubstanzen begleitet. Auch die Kombination mit Akazienfasern als Ballaststoff kann die Ansiedlung und Aktivität fördern, sofern diese gut vertragen werden.

Mediale Einordnung und Erfahrungsberichte

In der gesundheitlichen Fachpresse wird L. salivarius zunehmend als „Schutzbakterium mit Potenzial“ beschrieben. Die Apotheken Umschau hebt ihn als weniger bekannten, aber besonders effektiven Stamm hervor – sowohl bei Reizdarm als auch bei häufigen Infekten oder Zahnfleischproblemen. Auf Plattformen wie Netdoktor.de findet man Hinweise auf seine vielseitige Anwendbarkeit, insbesondere bei empfindlicher Verdauung. Erfahrungsberichte zeigen eine gute Verträglichkeit, auch bei längerer Einnahme.

Fazit

Lactobacillus salivarius gehört zu den besonders spannenden Milchsäurebakterien mit breiter Anwendbarkeit. Seine nachgewiesenen Wirkungen im Verdauungstrakt, im Mundraum und auf das Immunsystem machen ihn zu einem echten Allrounder unter den probiotischen Stämmen. In durchdachten Kombinationen mit weiteren Kulturen kann er helfen, das Mikrobiom zu stabilisieren und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern.

Rechtlicher Hinweis
Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und ersetzt keine medizinische oder zahnärztliche Beratung. Bei Beschwerden oder Erkrankungen sollte eine medizinische Fachperson hinzugezogen werden.

Quellen

Ocana V S et al. Production of Bacteriocin-Like Substances by Lactobacillus salivarius. Journal of Applied Microbiology

O’Mahony L et al. Probiotic impact on microbial flora, inflammation and symptoms in irritable bowel syndrome. Gastroenterology

Ishikawa H et al. Effect of oral administration of Lactobacillus salivarius on dental caries risk. Journal of Dental Research

Lee J et al. Oral administration of Lactobacillus salivarius suppresses allergic airway inflammation. Journal of Microbiology and Biotechnology

Apotheken Umschau. Schutzschild für Darm und Mund – was probiotische Bakterien leisten können

Netdoktor.de. Lactobacillus salivarius – weniger bekannt, aber wirkungsvoll