Wenn es im Oberbauch drückt, sauer aufstößt oder die Verdauung einfach nicht rundläuft, denken viele an zu viel Magensäure. Doch was, wenn das Gegenteil der Fall ist? Magensäuremangel – auch als Hypochlorhydrie bezeichnet – ist ein oft übersehener Grund für Verdauungsbeschwerden. Er betrifft vor allem Menschen ab 50, kann aber auch bei Jüngeren auftreten.
In diesem Artikel erfährst du, warum Magensäure wichtig ist, woran du einen Mangel erkennen kannst – und wie du deinen Körper bei der Verdauung unterstützen kannst.
Warum ist Magensäure überhaupt wichtig?
Magensäure besteht hauptsächlich aus Salzsäure (HCl) und hat im gesunden Magen einen extrem niedrigen pH-Wert von etwa 1 bis 3. Ihre Aufgaben sind vielfältig:
Zerlegung von Eiweißen durch Aktivierung des Enzyms Pepsin
Abwehr von Keimen aus der Nahrung
Freisetzung von Mineralstoffen wie Eisen, Zink oder Magnesium
Signalgeber für die Verdauungskette – inklusive Gallenfluss und Bauchspeicheldrüsensekretion
Ist zu wenig Magensäure vorhanden, gerät dieser Prozess aus dem Gleichgewicht – mit weitreichenden Folgen für den gesamten Verdauungstrakt.
Woran erkennt man einen Magensäuremangel?
Ein Zuviel an Magensäure wird häufig überschätzt – tatsächlich ähneln viele Symptome einem Überschuss, obwohl ein Mangel vorliegt. Typische Anzeichen für eine Hypochlorhydrie:
Blähungen und Völlegefühl nach kleinen Mahlzeiten
saures Aufstoßen (trotz zu wenig Säure!)
häufiges Aufstoßen von Luft
Übelkeit nach dem Essen
Unverträglichkeit von Fleisch, Eiern oder Eiweiß
Mangelerscheinungen (z. B. Eisen, B12, Zink)
Infektanfälligkeit im Magen-Darm-Trakt
vermehrte Gärungsprozesse und Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO)
Ein dauerhaft zu hoher pH-Wert im Magen kann zudem dazu führen, dass die Magenklappe (unterer Ösophagussphinkter) nicht mehr richtig schließt – es kommt zu Reflux, obwohl die Ursache ein Mangel an Säure ist.
Ursachen für Magensäuremangel
Alter – ab 50 nimmt die Säureproduktion bei vielen Menschen deutlich ab
Stress – blockiert die vagale Aktivierung der Magensäureproduktion
Antazida oder Protonenpumpenhemmer – bei langfristiger Einnahme
infektiöse Belastung (z. B. Helicobacter pylori)
zinkarme Ernährung oder Magenschleimhautentzündungen
chronische Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen
Wie kann man Magensäuremangel feststellen?
Natron-Selbsttest (zuhause möglich, aber ungenau)
Heidelberger Magensaft-pH-Test (exakt, aber nur in spezialisierten Praxen)
Bluttests auf Vitamin B12, Eisen, Ferritin, Zink
Stuhlanalyse auf Verdauungsrückstände oder pH-Wert im Dünndarm
Ein dauerhaft erhöhter pH-Wert im Magen führt oft zu Fehlgärungen, bakterieller Fehlbesiedlung (SIBO) und einer Kettenreaktion bis in den Dickdarm.
Was hilft bei zu wenig Magensäure?
Bitterstoffe vor dem Essen
Z. B. in Form von Tropfen mit Wermut, Enzian oder Artischocke – sie regen die Produktion von Magensaft und Galle an.
Apfelessig oder Zitronenwasser
Ein Esslöffel Apfelessig in Wasser 10–15 Minuten vor dem Essen kann den pH-Wert im Magen kurzfristig senken (nicht bei akuter Gastritis oder Reflux geeignet).
Betain HCl + Pepsin (unter ärztlicher Anleitung)
Ein Nahrungsergänzungsmittel, das die Magensäure künstlich unterstützt – wichtig: niemals ohne Absprache bei Magenentzündung, Reflux oder Ulkus.
Langsames, bewusstes Essen
Stress blockiert die Säureproduktion – achtsames Essen, gründliches Kauen und ruhige Mahlzeiten helfen.
Mikrobiom stärken
Magensäuremangel kann zu einer Verschiebung der Darmflora führen. Eine gezielte Unterstützung durch nicht fermentierende, gut verträgliche Probiotika – wie in Puragut – kann helfen, Gärungsprozesse und Fehlbesiedlung entgegenzuwirken.
Fazit
Magensäuremangel ist ein weit verbreitetes, aber oft falsch interpretiertes Problem. Viele Betroffene nehmen Säureblocker ein – obwohl genau das den Mangel verschärfen kann. Wer unter chronischen Verdauungsbeschwerden, Nährstoffmängeln oder Infektanfälligkeit leidet, sollte auch an eine zu geringe Säureproduktion denken. Mit gezielten Maßnahmen wie Bitterstoffen, bewusster Ernährung und Mikrobiomaufbau lässt sich das Gleichgewicht oft wiederherstellen – sanft und nachhaltig.
Rechtlicher Hinweis
Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und ersetzt keine medizinische Beratung. Bei anhaltenden Beschwerden sollte eine ärztliche oder ernährungsmedizinische Fachperson konsultiert werden.
Quellen
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