Nahrungsmittelunverträglichkeiten erkennen: Darmtest, Ausschlussdiät & Co.

Blähungen, Bauchschmerzen, Völlegefühl oder Hautprobleme – viele Menschen leiden regelmäßig unter Beschwerden, ohne zu wissen, woran es liegt. Nicht selten steckt eine Nahrungsmittelunverträglichkeit dahinter. Anders als bei Allergien sind diese Reaktionen meist nicht immunologisch bedingt, sondern entstehen durch Enzymmangel, gestörte Aufnahme oder eine beeinträchtigte Darmflora.

Doch wie erkennt man, ob und auf was man unverträglich reagiert? In diesem Artikel erfährst du, welche Unverträglichkeiten häufig vorkommen, wie du sie erkennst und welche Testverfahren – von Stuhltest bis Ausschlussdiät – wirklich sinnvoll sind.

Was sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten?
Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind nicht-allergische Reaktionen auf bestimmte Bestandteile in Lebensmitteln. Im Gegensatz zur Allergie wird hier kein Antikörper vom Typ IgE gebildet – es handelt sich meist um enzyme- oder transportbedingte Verdauungsprobleme.

Häufige Unverträglichkeiten sind:

Laktoseintoleranz – Milchzucker kann nicht gespalten werden
Fruktosemalabsorption – Fruchtzucker wird nicht richtig aufgenommen
Sorbitintoleranz – der Zuckeralkohol Sorbit kann zu Blähungen führen
Histaminintoleranz – Abbaustörung von Histamin
Glutenunverträglichkeit (Nicht-Zöliakie) – Reizung durch Gluten ohne Autoimmunreaktion

Typische Symptome
Blähungen, Völlegefühl, Durchfall oder Verstopfung
Bauchkrämpfe, Druckgefühl
Kopfschmerzen, Migräne
Hautausschläge, Ekzeme
Konzentrationsstörungen, Müdigkeit („Brain Fog“)
Stimmungsschwankungen oder Reizbarkeit

Die Symptome treten meist zeitversetzt – etwa 30 Minuten bis 3 Stunden nach dem Essen – auf, was die Ursachenfindung erschwert.

Wie erkennt man eine Unverträglichkeit?

Ernährungstagebuch führen
Notiere mindestens zwei Wochen lang, was du isst (inkl. Uhrzeit und Zutaten), wann Beschwerden auftreten und wie stark sie sind. Das hilft, Muster zu erkennen und Verdächtige einzugrenzen.

Ausschlussdiät (Eliminationsdiät)
Für 2–3 Wochen werden verdächtige Lebensmittelgruppen wie Laktose, Fruktose, Gluten oder Histamin weggelassen. Danach erfolgt ein strukturierter Provokationstest. Wichtig ist, dass diese Diät idealerweise von einem Arzt oder Ernährungsberater begleitet wird.

Atemtests
Für Laktose-, Fruktose- und Sorbitintoleranz ist der H2-Atemtest das Mittel der Wahl. Er misst den Wasserstoffgehalt in der Ausatemluft und zeigt an, ob Zucker im Darm unverdaut von Bakterien vergoren wird.

Blut- und Stuhltests
DAO-Blutwert zur Diagnose einer möglichen Histaminintoleranz
Stuhltests zur Mikrobiomanalyse oder pH-Wert-Bewertung
IgG-Tests sind umstritten und wissenschaftlich nicht als Nachweis anerkannt

Ein gestörtes Mikrobiom kann Unverträglichkeiten verstärken – etwa durch eine reduzierte Enzymaktivität oder eine unzureichende Schleimhautfunktion.

Was tun bei nachgewiesener Unverträglichkeit?

Temporäre Karenz
Nach der Diagnose hilft ein gezielter Verzicht auf die problematischen Lebensmittel über mehrere Wochen, um den Darm zu entlasten und die Schleimhaut zu regenerieren.

Darmflora stärken
Ein gesundes Mikrobiom unterstützt die Toleranz gegenüber Lebensmitteln. Probiotische Stämme wie Lactobacillus rhamnosus, Bifidobacterium breve oder L. plantarum haben sich bewährt. Produkte wie Puragut bieten eine stabile, nicht fermentierende Grundlage für sensible Verdauungssysteme.

Schleimhautschutz und Enzymunterstützung
Zur Schleimhautpflege können Akazienfasern, L-Glutamin oder Aloe Vera hilfreich sein. Bei Bedarf lassen sich Enzyme wie Laktase oder DAO gezielt vor dem Essen einnehmen.

Toleranz wieder aufbauen
Nach einer Erholungsphase kann die schrittweise Wiedereinführung kleiner Mengen helfen, die Verträglichkeit langfristig zu verbessern. Dieser Prozess kann Wochen bis Monate dauern und sollte individuell erfolgen.

Fazit
Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind häufig, aber schwer zu erkennen. Wer regelmäßig unter Verdauungsbeschwerden oder unklaren Symptomen leidet, sollte sich strukturiert auf Spurensuche begeben – mit Tagebuch, Tests und Ausschlussdiät. Eine wichtige Rolle spielt das Mikrobiom: Es entscheidet mit darüber, ob wir Lebensmittel vertragen oder nicht. Deshalb gilt: Nicht nur weglassen – sondern auch wieder aufbauen.

Rechtlicher Hinweis
Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und ersetzt keine medizinische oder ernährungsmedizinische Beratung. Bei Beschwerden sollte eine qualifizierte Fachperson konsultiert werden.

Quellen
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