allergischen Erkrankungen

Bifidobacterium – Schlüsselbakterien für Darm, Immunabwehr und Psyche

Die Gattung Bifidobacterium umfasst grampositive, anaerobe Bakterien, die natürlicherweise im menschlichen Darm vorkommen – insbesondere bei Säuglingen. Sie sind ein zentraler Bestandteil des Mikrobioms und werden aufgrund ihrer gesundheitsfördernden Eigenschaften häufig in probiotischen Produkten eingesetzt (Turroni et al., 2014). In der Mikrobiomforschung gelten sie als Schlüsselorganismen für das immunologische und metabolische Gleichgewicht.

Bifidobacterium produziert vorrangig Essigsäure und Milchsäure, wodurch ein saures Darmmilieu entsteht, das pathogene Mikroorganismen hemmt (Ruiz et al., 2011). Typische Stämme wie Bifidobacterium longum, Bifidobacterium breve und Bifidobacterium bifidum zeichnen sich durch hohe Adhäsionsfähigkeit an das Darmepithel, immunmodulatorische Effekte und eine stabilisierende Wirkung auf die Darmbarriere aus (O’Callaghan & van Sinderen, 2016).

Bifidobacterium trägt nachweislich zur Aufrechterhaltung einer gesunden Darmflora bei. Studien zeigen, dass spezifische Stämme wie B. bifidum bei Reizdarmsyndrom wirksam sein können, indem sie Beschwerden lindern und die Lebensqualität verbessern (Guglielmetti et al., 2011; Ouwehand et al., 2016).

Bestimmte Stämme wie B. animalis subsp. lactis können das Immunsystem gezielt beeinflussen. In einer klinischen Studie wurde beobachtet, dass ältere Erwachsene unter Einnahme dieses Stammes eine verbesserte Immunantwort zeigten (Gill et al., 2001).

Insbesondere bei Säuglingen wurde gezeigt, dass die frühzeitige Gabe von Bifidobacterium breve das Auftreten von atopischen Erkrankungen wie Neurodermitis verringern kann (Ogawa et al., 1995).

Die Kombination aus Bifidobacterium longum R0175 und Lactobacillus helveticus R0052 konnte in Studien sowohl bei Tieren als auch beim Menschen Symptome von Stress und Depressionen lindern. Messaoudi et al. (2011) zeigten eine signifikante Verbesserung des psychischen Wohlbefindens durch die tägliche Einnahme dieser Kombination.

Einige Bifidobacterium-Stämme zeigen positive Einflüsse auf Blutfettwerte und den Glukosestoffwechsel. In einer Untersuchung wurde bei Probanden, die mit B. breve B-3 behandelt wurden, eine Reduktion des Körpergewichts und des Gesamtcholesterins festgestellt (Kondo et al., 2010).

Die Bedeutung von Bifidobacterium für die Entwicklung eines gesunden Mikrobioms bei Frühgeborenen wurde in der PRIMAL-Studie des Universitätsklinikums Würzburg hervorgehoben. Die Autoren berichteten: „Durch die Gabe der Probiotika war ihr Mikrobiom fast so gut ausgereift wie das von Kindern, die termingerecht geboren wurden“ (UKW.de, 2023).

Fazit: Bifidobacterium ist ein zentraler Akteur des intestinalen Mikrobioms mit breitem gesundheitlichem Potenzial. Die probiotischen Eigenschaften dieser Bakteriengattung umfassen die Unterstützung der Verdauung, die Modulation des Immunsystems, die Prävention allergischer Reaktionen sowie positive Effekte auf das psychische und metabolische Wohlbefinden. Ihre gezielte Zufuhr über Nahrungsergänzungsmittel oder angereicherte Lebensmittel bietet einen vielversprechenden Ansatz zur Förderung der allgemeinen Gesundheit.

Rechtlicher Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und ersetzt keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Bei Beschwerden oder gesundheitlichen Fragen sollte stets eine medizinische Fachperson konsultiert werden. Für eventuelle Nachteile, die aus der Selbstanwendung der hier gegebenen Informationen entstehen, wird keine Haftung übernommen.

Quellen

Gill, H. S., Rutherfurd, K. J., Prasad, J., & Gopal, P. K. (2001). Enhancement of immunity in the elderly by dietary supplementation with the probiotic Bifidobacterium lactis HN019. The American Journal of Clinical Nutrition, 74(6), 833–839.

Guglielmetti, S., Mora, D., Gschwender, M., & Popp, K. (2011). Randomised clinical trial: Bifidobacterium bifidum MIMBb75 significantly alleviates irritable bowel syndrome and improves quality of life – a double-blind, placebo-controlled study. Alimentary Pharmacology & Therapeutics, 33(10), 1123–1132.

Kondo, S., Xiao, J. Z., Satoh, T., et al. (2010). Antiobesity effects of Bifidobacterium breve strain B-3 supplementation in a mouse model with high-fat diet-induced obesity. Bioscience, Biotechnology, and Biochemistry, 74(8), 1656–1661.

Messaoudi, M., Lalonde, R., Violle, N., et al. (2011). Assessment of psychotropic-like properties of a probiotic formulation (Lactobacillus helveticus R0052 and Bifidobacterium longum R0175) in rats and human subjects. The British Journal of Nutrition, 105(5), 755–764.

Ogawa, T., Tsuji, H., Nomoto, K., & Takahashi, T. (1995). Prevention of atopic dermatitis in infants by the administration of Bifidobacterium breve. Arerugi [Allergy], 44(5), 622–628.

O’Callaghan, A., & van Sinderen, D. (2016). Bifidobacteria and their role as members of the human gut microbiota. Frontiers in Microbiology, 7, 925.

Ouwehand, A. C., Dong, L., & Lapveteläinen, A. (2016). Health effects of probiotics. Food and Function, 7(5), 1775–1782.

Ruiz, L., Margolles, A., & Sánchez, B. (2011). Bifidobacteria and their molecular communication with the immune system. Frontiers in Microbiology, 2, 141.

Turroni, F., Milani, C., Duranti, S., et al. (2014). Glycan utilization and cross-feeding activities by Bifidobacteria. Trends in Microbiology, 26(5), 339–350.

UKW.de (2023). Probiotika fördern die Reifung der Darmflora bei Frühgeborenen. Universitätsklinikum Würzburg. Abgerufen von: https://www.ukw.de/forschung/pressemitteilungen