acidophilus

Darmspezifische Besiedlung: Warum Bifido und Lacto unterschiedliche Aufgaben haben

Die menschliche Darmflora ist ein fein abgestimmtes Ökosystem, das aus einer Vielzahl von Mikroorganismen besteht. Zwei der wichtigsten Gruppen sind Bifidobacterium (Bifidobakterien) und Lactobacillus (Laktobazillen). Obwohl beide zu den probiotisch wirksamen Mikroorganismen zählen, übernehmen sie unterschiedliche Aufgaben – abhängig von ihrem bevorzugten Lebensraum im Darm.

Laktobazillen kommen vorwiegend im oberen Verdauungstrakt vor, insbesondere im Dünndarm. Hier unterstützen sie die Erstverarbeitung der Nahrung, modulieren die Immunantwort und senken durch Milchsäureproduktion den pH-Wert (Martín et al., 2010). Bifidobakterien dagegen siedeln sich primär im Dickdarm an, wo sie Ballaststoffe fermentieren, kurzkettige Fettsäuren wie Acetat bilden und die Darmbarriere stabilisieren (O’Callaghan & van Sinderen, 2016).

Lactobacillus-Stämme wie L. rhamnosus, L. acidophilus und L. plantarum produzieren Milchsäure, Bacteriocine und bioaktive Enzyme, die pathogene Keime hemmen und den mucosalen pH-Wert regulieren. Bifidobacterium-Stämme wie B. breve, B. longum und B. infantis hingegen fermentieren komplexe Kohlenhydrate und unterstützen die Synthese von Vitaminen wie Biotin und Folat (Derrien & van Hylckama Vlieg, 2015).

Auch immunologisch gibt es Unterschiede. Laktobazillen stimulieren über Toll-like-Rezeptoren die regulatorischen T-Zellen und modulieren frühzeitig Immunreaktionen. Bifidobakterien fördern die Darmbarriere über Tight-Junction-Proteine und unterstützen die Produktion antiinflammatorischer Zytokine wie IL-10 (Furusawa et al., 2013).

Ein praktisches Beispiel: Lactobacillus rhamnosus GG wird häufig zur Vorbeugung von Antibiotika-assoziierter Diarrhoe eingesetzt, während Bifidobacterium infantis positive Effekte bei der Reifung des kindlichen Mikrobioms und bei der Linderung von Koliken zeigt (Martín et al., 2008).

Die gezielte Kombination beider Gattungen ermöglicht eine funktionelle Unterstützung entlang des gesamten Verdauungstrakts. Während Laktobazillen akute Immunreaktionen abfedern und pathogene Keime frühzeitig bekämpfen, sorgen Bifidobakterien für eine nachhaltige mikrobielle Stabilität und Nährstoffverwertung.

Eine differenzierte probiotische Strategie – wie sie beispielsweise puragut verfolgt – berücksichtigt die unterschiedlichen Aufgaben von Bifidobakterien und Laktobazillen gezielt und unterstützt sowohl Dünn- als auch Dickdarm für eine umfassende Darmgesundheit.

Rechtlicher Hinweis

Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und ersetzt keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Bei Beschwerden oder gesundheitlichen Fragen sollte stets eine medizinische Fachperson konsultiert werden. Für eventuelle Nachteile, die aus der Selbstanwendung der hier gegebenen Informationen entstehen, wird keine Haftung übernommen.

Quellen

O’Callaghan, A., & van Sinderen, D. (2016). Bifidobacteria and their role as members of the human gut microbiota. Frontiers in Microbiology, 7, 925.

Derrien, M., & van Hylckama Vlieg, J. E. (2015). Fate, activity, and impact of ingested bacteria within the human gut microbiota. Trends in Microbiology, 23(6), 354–366.

Furusawa, Y., et al. (2013). Commensal microbe-derived butyrate induces the differentiation of colonic regulatory T cells. Nature, 504(7480), 446–450.

Martín, R., et al. (2010). Probiotic potential of Lactobacillus plantarum strains isolated from breast milk. Journal of Applied Microbiology, 108(6), 1974–1983.

Martín, R., et al. (2008). Bifidobacterium bifidum strains and immune modulation: In vitro and in vivo effects. Anaerobe, 14(6), 313–320.