DAO

Histaminintoleranz: Wenn der Darm auf Histamin reagiert

Histamin ist ein körpereigener Botenstoff, der vielfältige Aufgaben übernimmt – von der Regulation der Magensäure bis zur Steuerung von Immunreaktionen. Doch bei manchen Menschen gerät das Gleichgewicht aus dem Ruder: Der Körper reagiert überempfindlich auf histaminhaltige Lebensmittel oder auf körpereigenes Histamin. Die Folge sind Beschwerden, die an Allergien erinnern, jedoch andere Ursachen haben. Diese Reaktion wird als Histaminintoleranz bezeichnet – ein oft übersehener Auslöser für diffuse Verdauungsprobleme, Kopfschmerzen oder Hautsymptome.

Was genau ist Histaminintoleranz?

Bei der Histaminintoleranz handelt es sich um eine Abbaustörung. Genauer gesagt: Der Körper kann überschüssiges Histamin nicht ausreichend neutralisieren. Dafür ist normalerweise das Enzym Diaminoxidase zuständig, das hauptsächlich in der Darmschleimhaut produziert wird. Ist die DAO-Aktivität vermindert oder die Histaminzufuhr zu hoch, kommt es zu einer Art Histaminüberflutung mit entsprechenden Symptomen.

Wie entsteht ein Histaminüberschuss im Körper?

Ein Zuviel an Histamin kann auf mehreren Wegen entstehen: über den Verzehr histaminreicher oder histaminfreisetzender Lebensmittel, durch Medikamente, die DAO blockieren, bei Entzündungen oder Schleimhautschäden im Darm oder durch eine bakterielle Fehlbesiedlung im Darm, bei der Mikroorganismen selbst Histamin produzieren. Gerade bei einer gestörten Darmflora oder einem Leaky Gut kann der Histaminabbau deutlich eingeschränkt sein.

Typische Symptome einer Histaminintoleranz

Die Beschwerden treten meist innerhalb von 30 Minuten bis wenigen Stunden nach dem Essen auf. Häufig beobachtet werden Blähungen, Durchfall, Übelkeit oder Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder Migräne, Hautrötungen, Juckreiz, Nesselsucht, eine laufende oder verstopfte Nase, Herzrasen, niedriger Blutdruck sowie Unruhe oder Schlafstörungen. Die Vielfalt der Symptome führt häufig dazu, dass Betroffene lange keine eindeutige Diagnose erhalten.

Histaminreiche und histaminfreisetzende Lebensmittel

Nicht alle Beschwerden entstehen durch direkt histaminreiche Produkte – auch sogenannte Histaminliberatoren können körpereigenes Histamin freisetzen. Dazu gehören Lebensmittel wie gereifte Käse, Salami, Schinken, Fischkonserven, Sauerkraut, Sojasoße, Essig, Rotwein, Tomaten oder Spinat. Histaminfreisetzend wirken unter anderem Zitrusfrüchte, Erdbeeren, Schokolade, Alkohol oder bestimmte Zusatzstoffe.

Der Darm als Schlüsselorgan im Histaminstoffwechsel

Ein gesunder Darm spielt eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung von Histamin. DAO wird in der Darmschleimhaut gebildet – bei Entzündungen, Dysbiose oder einer gestörten Barrierefunktion ist die Aktivität dieses Enzyms oft eingeschränkt. Zudem können bestimmte Bakterienstämme im Darm selbst Histamin produzieren, wodurch sich die Belastung zusätzlich erhöht. Ein gezielter Aufbau der Darmflora – etwa durch ausgewählte, nicht fermentierte Probiotika und verträgliche Ballaststoffe wie Akazienfasern – kann die Situation langfristig verbessern.

Diagnose und Behandlung

Es gibt keinen eindeutigen Laborwert zur Diagnose einer Histaminintoleranz. Daher erfolgt die Diagnostik häufig anhand einer Kombination aus Anamnese, Ernährungstagebuch, Eliminationsdiät und gegebenenfalls labordiagnostischer Unterstützung. Mögliche Behandlungsansätze umfassen eine histaminarme Ernährung, den temporären Verzicht auf Liberatoren, die Einnahme von DAO-Präparaten vor histaminreichen Mahlzeiten, einen Darmaufbau durch Mikrobiomtherapie sowie die Reduktion von Entzündungen in der Darmschleimhaut.

Fazit

Histaminintoleranz ist eine häufige, aber oft unterschätzte Ursache für Verdauungsbeschwerden, Kopfschmerzen und Hautprobleme. Sie entsteht meist durch einen gestörten Abbau von Histamin im Darm – oft in Verbindung mit einer beeinträchtigten Schleimhaut oder einem unausgeglichenen Mikrobiom. Wer gezielt auf seine Ernährung achtet, entzündungsfördernde Faktoren meidet und das Mikrobiom unterstützt, kann die Symptome deutlich reduzieren und die Verträglichkeit vieler Lebensmittel verbessern.

Rechtlicher Hinweis
Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und ersetzt keine medizinische oder ernährungsmedizinische Beratung. Bei anhaltenden Beschwerden sollte eine ärztliche Fachperson konsultiert werden.

Quellen

Barrett JS, Gibson PR. Clinical ramifications of malabsorption of fructose and other short-chain carbohydrates. Practical Gastroenterology

Maintz L, Novak N. Histamine and histamine intolerance. American Journal of Clinical Nutrition

Manzotti G, Breda D, Di Gioacchino M, Burastero SE. Serum diamine oxidase activity in patients with histamine intolerance. International Journal of Immunopathology and Pharmacology

Reese I, Ballmer-Weber B, Beyer K, Kleine-Tebbe J, Klimek L, Saloga J, Schäfer C. German guideline for the management of adverse reactions to ingested histamine. Allergo Journal International